September 2016

Besonders mittags herrscht Trubel

(Quelle: WT, 16.09.16)

Trubel herrscht in den sanierten Räumen vor allem in der Mittagszeit. Etwa 150 Essen gehen am Tag über die Theke. Die Nachfrage ist so groß, dass die Kindergartenkinder in zwei Schichten verköstigt werden, erklärt Thomas Zipp. Nachmittags werden hier Schulkinder in Zusammenarbeit mit Vereinen betreut.

Einmal im Monat können die Bürger im Innenhof an Marktständen regionale Produkte kaufen. Seit Jahren finden Kunstausstellungen und Konzerte statt. Auch eine Theatergruppe hat im Mehrgenerationenhaus ihr Domizil gefunden. Seit einigen Monaten ist die Betreuung der in der Gemeinde untergebrachten Flüchtlinge hinzugekommen. Vereine, Volkshochschule und Firmen nutzen das Gelände ebenso.

Nutzer des Demenzzentrums und des altersgerechten Wohnens sollen einbezogen werden

„Es ist Kommunikations- und Kulturstandort“, sagt Zipp. „Und das für Bürger aus allen Ortsteilen“, fügt Bürgermeister Frank Schmidt (SPD) hinzu.

Das Angebot soll aber weiter ausgebaut werden. In der alten Schule will die Gemeinde ein Demenzzentrum einrichten, in der Volkshalle soll in den nächsten Jahren barrierefreies Wohnen geschaffen werden. Beides, so die Idee, könne auch mit dem Mehrgenerationenhaus verknüpft und spezielle Angebote für diese Zielgruppe geschaffen werden.

Eine Verzahnung, der Aufbau eines Netzwerkes, ist für Schmidt eine der wichtigsten Funktionen des Löhnberger Mehrgenerationenhauses. Dort würden die sozialen Interessenlagen einer Kommune abgedeckt. Aufgaben, die sonst die Gemeinde leisten oder finanzieren müsste, um die Attraktivität als Wohnort zu halten. „Es lohnt sich, alles an einem Ort zusammenzufassen“, sagt der Rathauschef. Denn so könne die Gemeinde aus vielen verschiedenen Quellen Fördergelder abschöpfen. Im Falle Löhnbergs sind das beispielsweise Mittel aus der Schulsozial- und Flüchtlingsarbeit und dem Projekt Ganztagesschulen.

Neben Thomas Zipp ist Johannes Kurz fest angestellt. Zwei Löhnberger leisten im Mehrgenerationenhaus derzeit ihr freiwilliges soziales Jahr ab, eine junge Eritreerin ist durch den Bundesfreiwilligendienst dazu gekommen. Für das Büro wird ab Oktober eine halbe Stelle geschaffen. Und in der Nachmittagsbetreuung sind vier Kräfte aktiv.

Zipp schweben noch weitere Projekte für das Mehrgenerationenhaus vor. Ein Repaircafé liege ihm „am Herzen“, allein es fehlen noch Freiwillige, die die Idee mit Leben füllen. Der Gedanke dahinter: Experten erklären den Bürgern, wie sie selbst Elektrogeräte reparieren können, oder bringen ihnen das Nähen bei. Auch um die Einbindung von Jugendlichen macht sich Zipp Gedanken. Denn: Jugendräume existieren mangels Interesse nicht mehr in Löhnberg.

Bevor weitere Projekte ausgearbeitet werden, sollen die Handwerker anrücken. In den Herbstferien soll der Boden im Saal in der oberen Etage erneuert werden. Die bisherigen Tore werden durch Holztore ersetzt.

Bilder spiegeln Schicksal des Künstlers

(Quelle: WT, 07.09.16)

LÖHNBERG „Hoffnung“ heißt die neue Ausstellung im Mehrgenerationenhaus Löhnberg. Sie zeigt Bilder von Omar Altawil, einem syrischen Flüchtling, der seit knapp einem Jahr in Löhnberg lebt.

Der 21-Jährige sei nicht nur sehr kreativ, sondern auch ungemein produktiv, stellte Bürgermeister Frank Schmidt (SPD) bei der Ausstellungseröffnung fest. Es sei nicht alltäglich, dass innerhalb kürzester Zeit so viele Bilder entstünden, die nun die Wände des Mehrgenerationenhauses zieren. Ihn beeindrucke nicht nur die hervorragende Maltechnik, sondern auch, wie der Künstler Erlebtes in seine Bilder einfließen lasse und dadurch ein Stück weit verarbeite, fügte der Rathauschef an. Das führe dem Publikum des Mehrgenerationenhauses vor Augen, wie wichtig es sei, friedlich miteinander zu leben, sagte Schmidt mit Blick auf die vielen Kinder, die regelmäßig dort zu Gast sind.

Die dunklen Farben und düsteren Motive, die eine ganze Reihe von Bildern dominieren, hätten auf die Kinder keinen negativen Einfluss. Sie würden meist ungezwungener mit den Stimmungen und Eindrücken umgehen können als Erwachsene. Omar Altawil verstehe es brillant, in Bildersprache umzusetzen, was man denkt und fühlt, betonte der Bürgermeister.

Insbesondere das großformatige Bild einer Weltkarte hatte es ihm angetan. Zwei Leinwände hat Altawil dafür verwendet, um aufzuzeigen, welche Wege die Flüchtlinge zurückgelegt haben.

Im Mittelpunkt der Arbeit des 21-Jährigen steht der Mensch

Dazu sind auf dem Bild mit Hilfe von kleinen Nadeln Fäden angebracht, die den Verlauf der Flucht durch die verschiedenen Länder skizziert. Thomas Zipp, der Leiter des Mehrgenerationenhauses, freute sich ebenfalls über die Ausstellung. Er hatte ein kleines Bild mitgebracht, das in seinem Büro hängt. Es handelt sich dabei um das „deutsche Erstlingswerk“ des Künstlers, das dieser wenige Wochen nach seiner Ankunft in Löhnberg bei einem „Tag der offenen Tür“ im November vergangenen Jahres im Mehrgenerationenhaus gemalt hatte und das eine herbstliche Landschaftsstimmung zeigt. Beim Anblick des kleinen Bildes musste Omar Altawil lächeln. Der junge Syrer kommt aus Sweda, einer kleinen Stadt nahe der Hauptstadt Damaskus. Schon in der Kindheit habe er mit Begeisterung gemalt und gezeichnet, verrät er. Drei Jahre lang studierte er Malerei am „College of Fine Arts“. Aus Furcht, vom Assad Regime für das Militär verpflichtet zu werden, entschied er sich für die Flucht aus Syrien. Die führte ihn über den Libanon, die Türkei und in einem Boot mit 45 Menschen nach Griechenland. Von dort ging es weiter mit dem Zug und langen Fußmärschen über Mazedonien, Serbien, Kroatien, Slowenien und Österreich nach Deutschland. Passau, Frankfurt, Gießen, Limburg waren dort seine Stationen, ehe er nach Löhnberg gezogen ist. Hier geht er auch wieder seiner Leidenschaft, der Malerei, nach. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht der Mensch. Geprägt von schlimmen Erlebnissen, dominierten in den ersten Monaten dunkle Farben seine Bilder. Inzwischen ist die Hoffnung zurückgekehrt, auch sonnengelb und rot finden sich in seinen Bildern wieder. Sogar eine neue Technik hat Altawil in Deutschland für sich entdeckt. Mit Hilfe eines Spachtels sind die Bilder eines Saxophonisten und eines jungen Mädchens entstanden. Die Ausstellung „Hope Hoffnung“ ist noch bis Anfang November während der Öffnungszeiten des Mehrgenerationenhauses in Löhnberg, Am Berg 3a, zu sehen. Diese sind montags bis freitags von 9.30 bis 15 Uhr, donnerstags bis 17 Uhr.