(Quelle: WT, 18.04.2015)
Löhnberg. Das Wassermuseum in Löhnberg nimmt Gestalt an. An dem in unmittelbarer Nähe zum Mehrgenerationenhaus gelegenen Gebäude wird überall gewerkelt: Das Dach wird neu eingedeckt, die Holzbalken an der Decke im Inneren freigelegt und der Boden neu verlegt. Bei einer Baustellenbesichtigung informierten die Verantwortlichen über den Baufortschritt.
Das kleine, aber feine Museum soll Wasser als herausragendes Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde Löhnberg für Bewohner und Touristen erlebbar machen, erklärte Bürgermeister Frank Schmidt (SPD).
Für dieses Projekt ist die Gemeinde eine Kooperation mit der Universität Gießen eingegangen. Bei den unzähligen Ideen, die Löhnberg verwirklichen wolle, habe ihm zunächst eine große Halle vorgeschwebt, verriet Professor Hans-Peter Ziemek, der zusammen mit seinen Studenten für das Wassermuseum kreative Ideen und praktische Vorschläge erarbeitet hat. Stattdessen fand er ein Gebäude mit knapp 100 Quadratmetern vor, das auch nur zur Hälfte als Museum genutzt werden soll. „Sie stehen im Kallenbach“ sagte er augenzwinkernd zu den Gästen am Eingang. Auch eine Bar, an der sämtliches Wasser aus Löhnberg probiert werden kann, wird es geben. An einer Wand entsteht eine Treppe, um in höheren Sphären über das Kurbad zu berichten, das in Löhnberg mal geplant, dann nie verwirklicht wurde. In einer Ecke wird das Thema Wasserversorgung dargestellt, und auch die Zeitreise ins Devon-Zeitalter vor 380 Millionen Jahren soll in dem Museum lebendig werden. Schon damals spielte in Löhnberg Wasser eine wichtige Rolle, denn dort bildete sich ein Meeresboden. Die jüngsten Fossilienfunde Trilobiten oder Brachiopoden sollen im Museum ausgestellt werden.
Besuchern wird suggeriert, sie waten durch den Kallenbach
Zum Team von Professor Ziemek gehört auch Ottfried Schreiter, der die Gestaltung der einzelnen Bereiche näher erläuterte. Bei allen Themen habe der beschränkt zur Verfügung stehende Platz eine Rolle gespielt. So wird der Bachlauf des Kallenbachs auf Edelstahlsäulen in Höhe des Oberkörpers dargestellt und vermittelt dem Museumsbesucher das Gefühl, er wate durch den Bach. In einer Nische findet sich eine drehbare Säule mit Würfeln, in denen die Repliken der Trilobiten ausgestellt sind. Das eher theoretische Thema Wasserversorgung soll interaktiv gestaltet werden und Mitmach-Aktionen bieten.
Doch das Wassermuseum ist nur ein Teil des Projekts, erklärte Architektin Patricia Wolf. Während sich das Museum im vorderen, historischen Ziegelbau des Gebäudes befindet, entsteht im hinteren Teil, der als Anbau viele Jahre von einem Handwerksbetrieb genutzt wurde, eine Lehrküche. Der Raum soll durch eine Trockenbauwand getrennt werden und eine 1,80 Meter breite, zweiflügelige Schiebetür erhalten, die eine flexible Nutzung ermöglicht. Die Lehrküche, in der Vereine oder Gruppen in großer Runde kochen und essen können, wird mit allen notwendigen Gerätschaften wie Herd, Kühl- und Gefrierschrank ausgestattet. Gleichzeitig sollen aber auch ein alter Herd und ein 100 Jahre alter Dorfladen integriert werden. Außerdem sollen Pendelleuchten das historische Ambiente des Hauses betonen. Der Dachraum bleibt nach oben hin offen, das macht den Raum luftiger. Das Dach wird mit Naturschiefer gedeckt, die Fensterbänke in Ziegelsteinoptik gestaltet, um den Charakter des Gebäudeensembles fortzuführen.
Obwohl die Bauarbeiten erst vor vier Wochen begonnen haben, seien sie dank der Eigenleistung des Bauhofs weit fortgeschritten, sagte die Architektin. Daher sei das Ziel, bereits Mitte Juni fertig zu sein, auch realistisch. Es sei eine besondere Herausforderung, so viele Ideen auf kleinem Raum unterzubringen, betonte der Bürgermeister abschließend. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 380 000 Euro. Während die Gemeinde einen Teil der Kosten trägt, gibt es noch verschiedene Zuschüsse, unter anderem aus dem Dorferneuerungsprogramm.